Bei Kaiserwetter über die Grenze

Bericht zur einer gelungenen Demonstration des grenzüberschreitenden Flugbetriebs

21. April 2023, 10:30 Uhr: Der TW-Neo ist in Heerlen am Medizinischen Zentrum Zuyderland gestartet. Währenddessen laufen auf der deutschen Seite, ganz in der Nähe des Uniklinikums Aachen, die letzten Vorbereitungen für seinen Empfang. Es ist der erste grenzüberschreitende Flug außerhalb der Sichtweite (im Fachjargon spricht man hier von  BVLOS) unter den neuen EU-Richtlinien für unbemannte Flugsysteme von Heerlen nach Aachen und damit ein großer Teilerfolg des Projektes EULE, welches sich zum Ziel gesetzt hat, medizinische Güter automatisiert durch die Luft zu transportieren. Und da Aachen im Dreiländereck liegt, wurde gleichzeitig die Grenzüberschreitung erprobt.

13 Minuten später können die Beobachter*innen auf deutscher Seite den TW-Neo über dem Schneeberg am Uniklinikum Aachen erspähen, dann drehen sich seine Tragflächen in die Vertikale und der lautlose Flug wird nach 14 Minuten und 8 Sekunden mit einer Punktlandung beendet. Aufgrund des böigen Gegenwindes konnte er am Freitag / Flugtag „nur“ etwa 70km/h gegenüber Grund fliegen. Alles wie geplant. Aber auch schlechteres Wetter kann ihm nichts anhaben, zeigten die Tests in den Tagen davor, in welchen das Projektteam mit weit schlechterem Wetter konfrontiert wurde.

Im Fokus stand bei diesem Flug der Test des Flugbetriebs

Im Fokus der Flugdemonstration stand der Flugbetrieb, den Test hat das Projektteam und die Systeme erfolgreich bestanden. In weiteren Tests und Demonstrationen werden in den kommenden eineinhalb Jahren dann die Aspekte der medizinischen Ladung, des Starts und der Landung mit Hilfe eines Roboterarms und die Integration in die Systeme der späteren Anwender (Krankenhäuser, Labore usw.) erprobt.

Warum in Teilschritten? Jeder dieser Schritte bringt ein komplexes Bündel an neuen Rahmenbedingungen mit sich. Für den Flugbetrieb am 21.04. war zum Beispiel nicht die Technik die Hauptherausforderung – trotz der EU-Richtlinien, welche theoretisch zu harmonischen Abläufen auch über die Grenze sorgen sollen, unterscheiden sich nationale Übersetzungen in heimisches Recht und deren Umsetzung in Genehmigungsverfahren noch deutlich. Somit müssen auf beiden Seiten Genehmigungen eingeholt werden und die Prozesse haken an ganz verschiedenen Stellen. Ein Aha-Moment bei der Demonstration ist also die Erkenntnis, dass hier noch viel Arbeit vor den Urban-Air-Mobility-Visionären liegt.

Die Demonstration war ein voller Erfolg

Dennoch war die Demonstration ein voller Erfolg, wie auch Ann-Kristin Sturm, Projektleiterin beim Institut für Flugsystemdynamik, feststellte:

"Ich fand den Flug besonders spannend und toll, da wir diesen wichtigen Aspekt der Grenzüberschreitung zeigen konnten und damit eben auch deutlich wird, wie eng die verschiedenen Einrichtungen zusammenarbeiten, damit ein solcher zustande kommen kann und in Zukunft ein medizinischer Transport ermöglicht wird. Außerdem sind wir stolz, dass der Flug - sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung - so reibungslos stattfinden konnte. Das zeigt, dass wir als Flugteam eingespielt und routiniert sind."

Das Potenzial der Innovation zeigte sich auch im großen Medieninteresse: BRF, WDR, RTL West wie auch die RWTH Presseabteilung wuselten um das Geschehen herum, um keinen Moment zu verpassen. Das Bild setzte sich in Heerlen fort, wo es sich der Bürgermeister nicht nehmen ließ, an dieser Premiere teilzunehmen. Schon lange wollte die UAM-MAHHL-Gemeinschaft diesen Flug durchführen.

 

 

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